Laura Weber erinnert sich mit gemischten Gefühlen an die Bachelorarbeit: „Ich hatte leider nicht das Glück; ich bekam kein Thema für meine Bachelorarbeit gestellt. Manche beklagen sich darüber, wenn der Chef oder die Uni ein Thema vorgeben und vielleicht noch die Methode. Ich hätte die Unterstützung gern angenommen, aber ich musste mich selbst auf die Suche mache.
Komischerweise stand als erstes nicht das Thema, sondern die Methode der Arbeit fest. Es sollte ein Konzept für mein Unternehmen sein, also die Verbindung von Theorie und Praxis. In Gedanken spielte ich mit einigen Themen, aber das eine war nicht besser als das andere, alle zusammen taugten nicht wirklich. Dann las ich von der Dreischritt-Methode der Themenfindung. Es sah aus als könnte ich da nicht viel falsch machen. Die Methode schien einfach und sicher. Drei Tage hintereinander muss man das Gleiche tun, aber aus verschiedenen Blickwinkeln. Also versuchte ich es.“
Viele Studierende in berufsbegleitenden Studiengängen belastet die Suche nach dem Thema ihrer Bachelorarbeit. Die Belastung wächst bis zur Überforderung, wenn die Arbeit nicht nur als ein Leistungsnachweis im Studium, sondern als Baustein der beruflichen Karriere geplant ist. Sie wollen in der Arbeit eine praktische Frage aufwerfen, die mit wissenschaftlichen Methoden so beantwortet wird, dass die Praxis davon profitiert.
Die Praxis ist mit der eigenen beruflichen Tätigkeit schnell gefunden. Tätigkeit, Organisation und Kontext sind aus eigenen Erfahrungen gut bekannt und zudem noch problemlos zugänglich, weil man in hier arbeitet. An diese Vorteile knüpft die Dreischritt-Methode der Themenfindung an. Voraussetzungen sind nicht zu erfüllen. Allerdings sind außergewöhnliche Tage wie die aufregende und aufreibende Vorbereitung des ersten Audits einer QM-Zertifizierung weniger gut geeignet.
1. Tag: Alles, was schlecht läuft
Am ersten Tag der Beobachtung tragen Sie bei Ihrer Arbeit die kritische Brille. Sie arbeiten wie Sie es auch sonst tun, lassen aber zugleich eine Beobachtungsschleife mitlaufen, die feststellt, was weniger gut, schlecht oder gar nicht läuft. Sie müssen nichts erklären und entschuldigen. Sie stellen nur fest, was nicht so läuft wie es laufen soll. Sie tragen den ganzen Tag die unsichtbare Kritikbrille. Am besten ist, niemandem davon zu erzählen, was gerade bei Ihnen im Kopf vorgeht. Dort soll es auch erst einmal bleiben. Es ist wichtig, sich keine Notizen zu machen oder andere Gedächtnisstützen zu verwenden. Am Ende des Arbeitstages haben Sie den Kopf voll mit Missständen und Fehlern.
Zuhause setzen Sie sich hin und notieren, was Ihnen den Tag über auffiel. Dafür sollten Sie ruhige zwanzig bis dreißig Minuten veranschlagen. Ganz automatisch werden Sie als erstes notieren, was ihnen den nachdrücklichsten Eindruck verschafft hat, was Ihnen damit am wichtigsten ist und Relevanz für Sie und Ihre Arbeit hat. Der nächste Punkt ist dann in zweiter Linie wichtig. Diese spontan entstehende Reihenfolge ist der Grund, warum Sie während des Tages auf Notizen verzichten.
Wenn das getan ist, gehen Sie mit dem Hund raus und kochen sich anschließend einen Kaffee. Natürlich können Sie auch die Wäsche sortieren und zum Kaffee sind Alternativen vorstellbar. Wichtig ist ein ausreichender zeitlicher Abstand zur ersten Fassung der Liste und einen ruhigen Platz, um sie zu überarbeiten.
Im zweiten Durchgang wird die Liste priorisiert, konkretisiert und noch ergänzt, wobei es hier wieder nicht auf Vollständigkeit ankommt. Bereits bei den ersten spontanen Notizen standen die für Sie wichtigen Punkte oben. Jetzt werden die Punkte konkreter gefasst und ihre Reihenfolge wird begründet. Für diese Arbeit sollten Sie noch einmal zwanzig bis dreißig Minuten veranschlagen. Wenn Sie es mögen, schreiben Sie Ihre Punkte auf ein großes Blatt Papier. Danach haben Sie Feierabend.
2. Tag: Alles, was gut läuft
Die Perspektive des zweiten Tages ist das Gegenteil des ersten. Jetzt kommt es darauf an, zu sehen, was läuft. Wie gestern gehen Sie Ihrer normalen Tätigkeit nach, neben der Sie registrieren, was gut läuft. Was ist darunter zu verstehen? Ein Vergleich zwischen einer wie auch immer definierten optimalen Leistung und ihrer Realisierung kann es nicht sein, weil das wieder die Kritikbrille von gestern wäre, die auf Defizite zugeschliffen ist.
Es geht am zweiten Tag vielmehr darum, die realistischen Bedingungen und Möglichkeiten der Prozesse zu erkennen, damit die angestrebten Ziele so gut als möglich erreicht werden.
Die weiteren Schritte sind die gleichen des gestrigen Tages: Sie schreiben am Abend ihre Liste herunter, wie sie Ihnen einfällt. Wieder werden die für Sie wichtigsten Punkte zuerst kommen. Dann gehen Sie mit dem Hund raus und überarbeiten die Liste, indem Sie die Reihenfolge für sich besser begründen und die Liste ergänzen. Danach haben Sie Feierabend.
3. Tag: Alles, wo man ansetzen kann
Die Perspektive des dritten Tages verwertet die Erfahrungen der beiden vorherigen. Sie haben nun eine Vorstellung von dem, was in Ihrem Unternehmen schlecht läuft (1. Tag). Hier kann das Thema der Bachelorarbeit ansetzen – muss es aber nicht. Zugleich haben Sie eine Vorstellung von den Prozessen, die gut laufen (2. Tag). Vor diesem Hintergrund achten Sie am dritten Tag auf die Prozesse, die sich lohnen anzupacken und zu verbessern. Das heißt, Sie achten am dritten Tag auf Möglichkeiten und Potenziale.
Sie erledigen zu Hause die gleichen Aufgaben wie an den beiden vorhergehenden Tagen. Danach haben Sie Feierabend.
4. Tag: Alles, was zusammengehört
Sie haben nun drei Listen aus drei Tagen mit unterschiedlichen Beobachtungen. Gemeinsam ist, dass Sie jeweils eine wertende Reihenfolge von persönlichen Beobachtungen enthalten. Die Reihenfolge als Maßstab der Wichtigkeit, zeigt was Ihnen wichtig ist, und Sie einer weiteren Beachtung für werthalten. Das ist ein subjektiver Maßstab und das soll er auch sein. Ihr Zugang zum Thema ist persönlich. Zugleich haben Sie aber auch drei Listen, die zeigen, was in ihrem Unternehmen notwendig und wichtig ist.
Denn wahrscheinlich wird es Ihnen jetzt ergehen, wie vielen Studierenden vor ihnen, die mit dieser Methode ihre Bachelorthema bestimmten: Die ersten zwei oder drei Punkte auf Ihren drei Listen haben viel miteinander zu tun und beschäftigen sich mit einer ähnlichen Situation oder der gleichen Thematik.
Die Beziehungen und Übereinstimmungen zwischen den Listen zeigen deutlich, dass es in Ihrem Unternehmen Themen gibt, die für das Unternehmen wichtig genug sind, um sie aus mehreren Perspektiven zu betrachten. Für Sie sind die Themen bedeutsam genug, die Grundlage Ihrer Bachelorarbeit zu werden. Denn wenn Sie am vierten Tag die drei Listen miteinander vergleichen, erkennen Sie das Themenfeld Ihrer Bachelorarbeit. Oft aber geht es noch besser: sie haben jetzt zwei Themen und in nicht wenigen Fällen sogar drei.
Laura Weber hat gute Erfahrungen mit der Methode gemacht: „Am ersten Tag, also am Meckertag, störte mich am meisten die Geheimniskrämerei, die manche Mitarbeiter im Vertrieb um Ihre ‚speziellen‘ Kontakte und Beziehungen zu anderen Unternehmen machten. Am zweiten Tag musste ich zugeben, dass mein Unternehmen mutig genug ist, neue Wege zu gehen und auszuprobieren, ohne dass Köpfe rollten, wenn etwas nicht funktioniert. Am dritten Tag las ich durch Zufall eine Überschrift über Persönliche Netzwerke im Team. Damit ergab sich das Thema meiner Bachelorarbeit fast wie von allein, nämlich ein Konzept für kooperatives Netzwerken in Teams der Gesundheitsbranche. Inzwischen kann ich es in meinem Bereich umsetzen.“
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